Indikationsstellung zur Tonsillektomie : Einfluss der AWMF-S2k-Leitlinie, altersbezogene Unterschiede, Komplikationen, Komorbiditäten

Abstract

Hintergrund: 2015 erschien die AWMF-S2k-Leitlinie zur Therapie entzündlicher Erkrankungen der Gaumenmandeln. Mit dieser Studie soll überprüft werden, ob das Erscheinen der Leitlinie einen Einfluss auf die Indikationsstellung zur Tonsillektomie und Tonsillotomie hatte. Außerdem werden Zusammenhänge der Operationsindikationen mit dem Patientenalter sowie mit Komplikationen und Komorbiditäten analysiert. Material und Methoden: Es wurden die Klinikakten von insgesamt 600 Patienten analysiert, die entweder 2014 (vor Erscheinen der Leitlinie) oder 2016 (nach deren Erscheinen) an der Universitätsklinik Magdeburg eine Tonsillenoperation erhielten. Die Auswertung erfolgte mithilfe verschiedener statistischer Methoden zur Korrelationsanalyse. Ergebnisse: Es konnte kein signifikanter Unterschied in der Leitlinieneinhaltung zwischen 2014 und 2016 festgestellt werden. 2014 waren 6% der Operationen nach Leitlinie indiziert, 2016 hingegen 2%. 2016 lagen signifikant häufiger andere Indikationen als eine rezidivierende akute Tonsillitis vor als 2014. Auch bei der Art der durchgeführten Operationen und den Komplikationen ergaben sich signifikante Unterschiede. Außerdem wurden Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen bezüglich der Indikationsstellung, der durchgeführten Operation, Komplikationen und Komorbiditäten festgestellt. Schlussfolgerungen: In dieser Studie konnte kein Einfluss der Leitlinie auf die Indikationsstellung nachgewiesen werden. Gründe für eine Nicht-Einhaltung der Leitlinie sind das Vorliegen zu weniger antibiotikatherapierter Tonsillitis-Episoden, die fehlende Erfassung von deren Anzahl sowie das Vorliegen anderer Indikationen als einer Tonsillitis.