Das Y-Box-bindende Protein 1 bei Myeloproliferativen Neoplasien und Myelodysplastischen Syndromen

Abstract

Einführung. Dem Y-Box-bindenden Protein 1 (YBX1) kommt eine entscheidende Bedeutung bei der Entstehung und Aufrechterhaltung verschiedener Malignome zu. Über seine Rolle im Rahmen maligner hämatopoetischer Erkrankung ist bisher allerdings wenig bekannt. Ziel. Evaluation der YBX1-Expression im Knochenmark bei myeloproliferativen Neoplasien (MPN), myelodysplastischen Syndromen (MDS) und akuten myeloischen Leukämien (AML). Methoden. Immunhistochemischer YBX1-Nachweis und semiquantitative Evaluation der Expression mittels IRS-Score nach Remmele bei 89 MPN-, 61 MDS- und 50 AML-Fällen im Vergleich zu einer unauffälligen Kontrollgruppe (n=32) und im Vergleich zu 12 Fällen mit der Diagnose Immunthrombozytopenie (ITP). Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die YBX1-Expression in den Zellen der Megakaryopoese gelegt. Ergebnisse. Es liegt eine deutliche YBX1- Überexpression in den Megakaryozyten bei den BCR-ABL-negativen MPN vor (p < 0,001). Die ITP weist ein ähnliches YBX1-Expressionsniveau auf (p 0,302). In den Zellen der übrigen Hämatopoese konnte lediglich bei der Polycythaemia vera (PV) eine signifikante Überexpression nachgewiesen werden (p 0,004). Im Rahmen der chronischen myeloischen Leukämie (CML) ist immunhistochemisch keine vermehrte YBX1-Expression nachweisbar (Megakaryozyten p 0,253 bzw. übrige Hämatopoese p 0,379). Im Rahmen der MDS und der AML kommt es ebenfalls zu einer signifikanten YBX1-Erhöhung (Megakaryopoese: MDS p 0,007, AML p 0,032, übrige Hämatopoese: MDS p < 0,001, AML p < 0,001). Schlussfolgerung. Im Rahmen der BCR-ABLnegativen MPN, des MDS und der AML ist die YBX1-Expression im Knochenmark erhöht. Allerdings ist diese Expression offenbar nicht spezifisch für hämatopoetische Malignome.